Eine Holzbrücke zum Wanderweg im Oldenstädter Forst.

Sonniger Tag

Es scheint die Sonne. Es wird ein warmer Tag werden. Ich liege im Bett und tippe diese Zeilen. Visite war gerade, nach den Wochen in Krankenhäuser kann ich langsam verstehen was die Ärzte erzählen und worum es eigentlich geht.

Zurück zum Anfang.

Sicher, Getrunken habe ich schon immer. Schon sehr früh gelernt wie schön es ist locker zu sein, Hemmungen zu überwinden, Ängste abzubauen und ein Leben im diffusen Licht mit Alkohol zu leben.

Geburtstage, Familienfeiern, Partys, grillen, Urlaub, usw. es gibt immer Gründe sich gemeinsam in der Gesellschaft die Kante zu geben. Erst mit 2 bar Druck auf dem Kessel kann man leben. Das Alkohol ein Gift ist, keiner sagt einem das, alle finden es toll. Auf dem Land heißt Nachbarschaft wegen einem Becher Sahne beim Nachbarn klingeln und spät nachts Hacke voll nach zu kommen.

Mein Krankenzimmer, 8ter Stock MHH, tolle Aussicht

So geht es im Leben, irgendwann merkt man selbst, der Alkohol tut nicht gut. Doch wer will das schon wissen, zwischen Leber und Milz passt immer noch ein Pils.

Es dauert bis irgendwann der Körper Das Ende signalisiert. Was soll’s, letzte Nacht in der Ausnüchterungszelle verbracht. Ich muss was tun, es ist schwer, der Alkohol lockt überall. Ist überall frei zugänglich, frei verkäuflich und steht immer zur Verfügung.

Alkohol, der Retter in der Not, sang schon Grönemeyer

Es ist nicht einfach das Leben mit Alkohol zu beschreiben, insbesondere als Pegeltrinker. Ich brauchte den Stoff um Betriebstemperatur zu erreichen. Ist der Spiegel erreicht braucht es nur wenig um wieder das Level zu halten.

ich hab mich immer gefreut, wenn niemand meinen tatsächlichen Zustand bemerkte. Erst nach dem Trockendock kamen die „Freunde“ und erzählten von den Momenten wo ich besoffen war, wo ich meinen Spiegel hatte. Plötzlich war ich ein Außenseiter, vielleicht auch weil es keinen Alkohol mehr bei mir gab.
Vielleicht auch, weil mit meiner Person deutlich wurde oder einige merkten, wie nah sie eigentlich dran sind.

Erst später habe ich erfahren, dass ein Pärchen mit Kindern sich getrennt hat. Weil auch die eigenen Probleme zu Tage gefördert wurden.

Es war eine schlimme zeit, ich meine die Zeit von den ersten Wochen im Trockendock bis zu dem Moment wo ich begriffen habe, was ich eigentlich alles zerstört habe. Ich muss mit den Auswirkungen des Alkohols leben, ich muss es akzeptieren und ja, ich bin Alkoholiker.